10 Einblicke von John Nurthen (SIA) in die Personalvermittlungsbranche von morgen

Wohin steuert die Personalvermittlungsbranche? Laut John Nurthen, Direktor von Staffing Industry Analysts (SIA), ist die Zukunft rosig. Wir haben seine 10 Erkenntnisse während einer exklusiven Sitzung mit führenden Personalberatern in den Niederlanden zusammengetragen.

Jasper Spanjaart am 05. Januar 2023 Durchschnittliche Lesezeit: 7 min
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10 Einblicke von John Nurthen (SIA) in die Personalvermittlungsbranche von morgen

Seit Jahren bietet Staffing Industry Analysts allen, die in der Welt der Personalbeschaffung arbeiten, wertvolle Einblicke. Seit mehr als 30 Jahren sind sie die wichtigste Quelle für die neuesten Trends und Entwicklungen auf globaler Basis. Die SIA ist daher wie keine andere Organisation in der Lage, in die Zukunft zu blicken und vorherzusagen, wohin sich die Dinge entwickeln werden. Während einer Veranstaltung in den Niederlanden, zu der nur geladene Gäste Zutritt hatten, präsentierte John Nurthen von Staffing Industry Analysts 10 Einblicke in die Personalvermittlungsbranche von morgen. Nurthen selbst verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Personalvermittlungsbranche und war zuvor in leitenden Positionen für drei der weltweit größten Personalvermittlungsunternehmen tätig: Select Appointments, Vedior und Randstad. Er spielte eine aktive Rolle bei großen Aktienemissionen und Fusionen.

10 Einblicke in die Personalbranche von morgen

Lassen Sie uns einen Blick auf die 10 Erkenntnisse von Nurthen für die Personaldienstleistungsbranche werfen.

#1. China ist wächst am schnellsten, aber Europa ist immer noch dominant

Wie so oft ist das größte Wachstum in China zu verzeichnen. Zwischen 2013 und 2022 wuchs der chinesische Markt um mehr als 300 %. Aber auch in Europa gab es bemerkenswerte Zuwächse: Die irische Personaldienstleistungsbranche wuchs um mehr als 250 %, während Polen um mehr als 200 % zulegte. Italien, Spanien, Finnland und Schweden gehören ebenfalls zu den Top 10 des Umsatzwachstums im Personalmarkt. Das ist ziemlich überraschend, sagt Nurthen.

"Wenn wir mit Investoren sprechen, die auf das europäische Festland wollen, hören wir oft, dass sie in die Niederlande und nach Deutschland gehen wollen. Aber wenn man sich diese Daten ansieht, sollte man sich vielleicht zuerst andere Länder ansehen. Ich höre zum Beispiel selten von Anlegern, dass sie nach Belgien gehen wollen, während sie immer die Niederlande erwähnen. Dabei steht Belgien etwas besser da als die Niederlande. '

Quelle: John Nurthen (SIA)

#2. Randstad hat die Pandemie gut überstanden

Die Personalvermittlungsbranche hat während der COVID-19-Pandemie offensichtlich einen Einbruch erlitten, aber wenn wir uns die großen Drei ansehen, scheint Randstad in der Erholungsphase im Vergleich zu Adecco und ManpowerGroup an der Spitze zu stehen, gemessen an den Personaleinnahmen. Recruit, die japanische Muttermarke von Indeed (und anderen), scheint der überraschende Champion der Branche zu sein. Gemessen an der Marktkapitalisierung übertrifft Recruit im Alleingang die Bewertung der 13 größten börsennotierten Personaldienstleister in Europa. "Es scheint ihnen gelungen zu sein, die Investoren davon zu überzeugen, dass sie ein Technologieunternehmen sind", so Nurthen. "Dabei stammt ein Großteil ihrer Einnahmen aus der reinen Personalvermittlung."

Quelle: John Nurthen (SIA)

#3. Die Enge ist überall

Das ist nichts Neues, aber die Statistiken von SIA und Nurthen zeigen deutlich, dass der Mangel keineswegs ein ausschließlich europäisches Phänomen ist. In acht untersuchten Ländern (Japan, Deutschland, Niederlande, USA, Australien, Vereinigtes Königreich, Australien und Belgien) lag die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit 2000. Nur in Italien wurde im zweiten Quartal 2022 kein Rekordtief bei der Arbeitslosigkeit verzeichnet.

Quelle: John Nurthen (SIA)

"Noch nie war es so schwierig, Leute zu finden. Das bietet auch gute Chancen für die Arbeitsagenturen."

Die gleiche Stimmung spiegelt sich auch in der Zahl der offenen Stellen wider, die weiter ansteigt. In ganz Europa gibt es jetzt sogar mehr als 17,5 Millionen offene Stellen, sagte Nurthen und zitierte Textkernel-Zahlen für das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Belgien. Spanien hat den größten Zuwachs zu verzeichnen. Nurthen nannte die Daten "extrem". "Es war noch nie so schwierig, Leute zu finden. Das bietet auch gute Chancen für Arbeitsvermittler. Denn denken Sie daran: Ihre Kunden wollen nicht Sie beauftragen. Sie wollen es lieber selbst tun. Aber das können sie eben nicht."

#4. Potenzielle Marktverwerfungen

Aber diese guten Chancen bieten sich nicht nur denen, die warten, so Nurthen. Denn es lauern viele Risiken. Gesellschaftliche Fragen, aber auch ökologische Fragen. Der SIA sieht den Verlust des sozialen Zusammenhalts (27,88 %) als größte Gefahr, gefolgt von der Existenzkrise (25,5 %), die unter Druck steht, und den fehlenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels (25,4 %). "Also: Frohe Weihnachten allerseits", fügte Nurthen scherzhaft hinzu.

#5. Die niederländische Personalvermittlungsbranche wird wachsen

Trotz möglicher Störungen sieht Nurthen für den niederländischen Stellenvermittlungsmarkt noch Wachstum voraus, was er besonders hervorhob, da sein Vortrag in den Niederlanden stattfand. Insgesamt wird erwartet, dass der Gesamtmarkt in diesem Jahr um etwa 5 % und im Jahr 2023 um weitere 3 % wachsen wird. Insgesamt würde das bedeuten, dass der niederländische Markt zum ersten Mal einen Umsatz von mehr als 24 Milliarden Euro erzielt, was wiederum ein Wachstum von 60 % in 10 Jahren bedeutet. Das bedeutet, dass die Personalvermittlungsbranche etwa 3 % des gesamten niederländischen BIP ausmachen würde.

#6. 'Gelegenheiten sind da, um genutzt zu werden'

Nurthen sieht Chancen in der gesamten HR-Kette. Personaldienstleister und andere Vermittler von Arbeitskräften haben Möglichkeiten, die über die reine Vermittlung von Bewerbern und Arbeitgebern hinausgehen? Warum sollte das Geschäftsmodell nicht um den Bereich Bildung erweitert werden? Oder Coaching? Oder HR-Consulting? "Die Chancen sind da, um genutzt zu werden, und zwar während der gesamten Reise von Bewerbern und Kunden", so Nurthen weiter.

#7. Digitale Transformation und Autowäsche

Die weitere Digitalisierung sollte jedoch eine primäre Quelle des Wachstums sein, skizzierte Nurthen. Nicht so sehr in den ersten Schritten, bei denen man sozusagen das Rolodex durch eine Datenbank ersetzt, sondern in der weitreichendsten Form: einer kompletten Veränderung des Geschäftsmodells und des Angebots, bei der die Digitalisierung der Ausgangspunkt ist. Und nicht nur ein Mittel, um effizienter zu arbeiten. "Wir stehen hier noch ganz am Anfang", so Nurthen.

Nurthen nannte jedoch ein gutes Beispiel für die Auswirkungen der Digitalisierung und die Ängste, die diese oft mit sich bringt. Er wies darauf hin, dass die Automatisierung nicht unbedingt in eine klare Richtung geht. Nehmen wir die Zahl der vollautomatischen Autowaschanlagen im Vereinigten Königreich, die seit 2003 um etwa 50 % ab- und nicht zugenommen hat. Gleichzeitig ist jedoch die Zahl der Autowaschanlagen, in denen Menschen Ihr Auto reinigen, um 50 % gestiegen. Dies ist ein Beispiel dafür, dass Menschen die Arbeitsplätze von Robotern übernehmen. "Weil die Arbeitskräfte so billig sind und Menschen ziemlich gut Autos waschen können", sagt Nurthen.

Die so genannte Lava Car Wash: Hier werden automatische Autowaschanlagen durch menschliche Interaktion für die Feinheiten ergänzt. "Das ist eine gute Analogie".

Gleichzeitig sieht Nurthen auch eine eher "hybride" Form entstehen. Die so genannte Lava Car Wash, bei der automatische Autowaschanlagen durch menschliche Interaktion für die Feinheiten ergänzt werden. "Wir sehen genau das Gleiche in der Personalbranche", sagte er. "Die Selbstbedienungsoption und die überlegene Option. Hier gibt es also eine gute Analogie. Und ich denke, immer mehr Agenturen werden sich entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen wollen.

#8. IT wächst weiter

Die weltweiten Ausgaben für IT wachsen immer noch schneller als das BIP. Das liegt vor allem an einem : der Digitalisierung. Nach Berechnungen der SIA sind die Ausgaben gestiegen und werden auch in den kommenden Monaten und Jahren weiter steigen. "Die größte Herausforderung besteht darin, deswegen nicht in Panik zu verfallen", so Nurthen. "Da die technologischen Entwicklungen so schnell voranschreiten, wird es immer schwieriger, Schritt zu halten." Die heutige Herausforderung besteht darin, Angstattacken, psychotische Zusammenbrüche, Herzinfarkte und Schlaganfälle als Folge des zu Tode beschleunigten Lebens zu vermeiden.

Eine große - und wachsende - globale Qualifikationslücke sei daher ein echtes Risiko, so Nurthen. Für die Vermittler ist das aber nicht nur eine schlechte Nachricht, meint er. "Alle großen Zeitarbeitsfirmen investieren jetzt stark in die Umschulung und Höherqualifizierung und kaufen Unternehmen auf, die sich darauf spezialisiert haben. Nach dem Motto: Wachse das Talent selbst.

#9. Aya Healthcare, die 'Uber der Personalwesen'?

Der gesamte Vermittlermarkt könnte durchaus zum "neuen Fintech" werden. Oder, um es deutlicher zu sagen: der Markt, auf dem spannende Dinge passieren. Die Investition von 250Millionen Dollar in die spanische Personalvermittlungsplattform Jobandtalent in diesem Jahr ist seiner Meinung nach ein Beispiel dafür, denn das Geld soll in die Entwicklung flexiblerer Zahlungen für Zeitarbeiter investiert werden. Neue Investitionen in die Blockchain zur Speicherung von Bewerberdaten sind ein weiteres Beispiel für eine Innovation, die das Potenzial hat, Arbeitssuchenden, Vermittlern und Arbeitgebern Effizienzvorteile zu verschaffen.

Aya Healthcare ist heute der größte Personaldienstleister für das Gesundheitswesen in Amerika und wird in diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz von über 11 Milliarden US-Dollar erzielen, nachdem er bis 2021 um mehr als 300 % gewachsen ist.

Die Entwicklung von stärker automatisierten plattformartigen Dienstleistungen wird eine Reihe von Personalvermittlungssektoren verändern. Ein Personaldienstleister erreicht Uber-ähnliche Wachstumszahlen, unterstützt durch ein Plattform-Bereitstellungsmodell, so Nurthen. Aya Healthcare ist heute Amerikas größter Personaldienstleister für das Gesundheitswesen und wird in diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz von über 11 Milliarden US-Dollar erzielen, nachdem er bis 2021 um mehr als 300 % gewachsen ist. Vergleicht man diese Wachstumszahlen mit denen von Uber im Zeitraum 2014-2018, ist die Ähnlichkeit frappierend...

#10. Omnichannel ist alles

Wir sind in das Zeitalter der extremen Rekrutierung eingetreten, so Nurthen abschließend. In dieser Zeit können die Gehälter eskalieren und es findet ein wahres Wettrüsten um die Technologie statt. Die Grenzen des Berufsstandes werden daher wahrscheinlich erweitert werden. Es ist daher wichtig, dass sich die Personalvermittler strecken und versuchen, omnichannel zu sein. Kunden und Bewerbern die Möglichkeit geben mit Ihnen entsprechend ihrer Präferenzen zu interagieren. "Es ist also an der Zeit, sorgfältig über den eigenen Platz in dieser Landschaft nachzudenken."

"Die Zukunft ist rosig", sagt Nurthen abschließend. "Bringen Sie Ihre Sonnenbrille mit."

Dennoch möchte Nurthen mit einer optimistischen Note schließen. Es gibt so viele Möglichkeiten, sagt er, und so viele interessante Entwicklungen, die sich abzeichnen. Von der Biotechnologie bis zum Kampf gegen den Klimawandel. Von der Entdeckung des Weltraums bis zur ständigen technologischen Innovation. "Die Zukunft ist rosig", sagt Nurthen abschließend. "Bringen Sie Ihre Sonnenbrille mit."

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Chefredakteurin und Autorin bei ToTalent.eu
Chefredakteur und Autor für die europäische Total Talent Acquisition-Plattform ToTalent.eu.
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