Die sechste Ausgabe des EURES-Berichts über Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt in ganz Europa anspannt. Trotz des langsameren Wirtschaftswachstums konkurrieren viele Unternehmen um Arbeitskräfte, die bereit oder in der Lage sind, die angebotenen Stellen an dem Ort zu besetzen, an dem sie gebraucht werden. Besonders deutlich wird dies im Bau- und Ingenieurhandwerk, im Gesundheitswesen und in den IKT-Berufen.
Die Gründe dafür sind vielfältig: der Strukturwandel in der Wirtschaft, der digitale und grüne Wandel, der zu veränderten Qualifikationsanforderungen führt, der demografische Wandel und gesellschaftliche Entwicklungen, unattraktive Arbeitsbedingungen oder die Diskrepanz zwischen den Präferenzen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sind nur einige von ihnen.
Zu den kritischsten Mangelberufen - d. h. zu den Berufen, in denen ein weit verbreiteter und schwerwiegender Mangel herrscht - gehörten: Lkw-Fahrer, Pflegefachkräfte und (Fach-)Ärzte, Elektriker, Dachdecker, Kellner oder Bauarbeiter.
Mehr als 60 % derjenigen, die im Jahr 2022 in der EU in Überschussberufen beschäftigt waren, waren Frauen, während nur 27 % derjenigen, die in Mangelberufen beschäftigt waren, Frauen waren. Daraus ergibt sich eine ungünstigere Arbeitsmarktsituation für Frauen im Vergleich zu Männern.
Viele Arbeitnehmer in Überschussberufen waren hoch qualifiziert, was zeigt, dass ein hohes Bildungsniveau nicht automatisch mit guten Beschäftigungschancen einhergeht.
In einigen der Mangelberufe ist der Anteil junger Arbeitnehmer gering. Daher ist zu erwarten, dass die strukturellen Engpässe auch in Zukunft bestehen bleiben und teilweise sogar noch zunehmen werden, wenn Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen und der Zustrom junger Arbeitnehmer die Lücke nicht schließen kann.
Ein Ziel des Berichts war es, zu ermitteln, wo ein grenzüberschreitender Stellenabgleich möglich sein könnte. Für etwa 2/3 der ermittelten Mangelberufe gibt es mindestens ein Land, in dem es einen Überschuss an Arbeitskräften in diesem Beruf gibt. Für die am weitesten verbreiteten Mangelberufe, die in vielen europäischen Ländern anzutreffen sind, ist die Mobilität innerhalb der EU jedoch wahrscheinlich nicht der Königsweg, da es in diesen Berufen entweder nirgendwo einen Arbeitskräfteüberschuss gibt oder dieser nur auf sehr wenige Länder beschränkt ist. Eine Ausnahme bilden die Bauarbeiter.
Wichtige Erkenntnisse:
- 84 % der Berufe (367 von 436 Berufen) waren in einem oder mehreren Ländern Mangelware.
- Etwa 40 der ermittelten Mangelberufe wurden als stark von einem Mangel an verfügbaren Arbeitskräften betroffen eingestuft".
- Marktungleichgewichte werden u. a. durch den Strukturwandel in der Wirtschaft, neue Arbeitstrends und Qualifikationsanforderungen, den demografischen Wandel und gesellschaftliche Entwicklungen sowie die Arbeitsbedingungen verursacht.
- Meistens arbeiten Frauen in Überschussberufen.
- Viele Arbeitnehmer in den Überschussberufen waren hoch qualifiziert.
Der Bericht enthält auch eine spezifische Analyse des Arbeitskräftemangels im Bausektor.
Weitere Informationen über den Arbeitskräftemangel und -überschuss ab 2023 finden Sie in dem Bericht hier, oder klicken Sie hier, um das interaktive Dashboard zu nutzen: